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Die Drahtseilbahn
auf den Leopoldsberg

Die Weltausstellung des Jahres 1873 bescherte den Wienern ein neuartiges Verkehrsmittel — die Bergbahn — gleich in zwei Formen, als Drahtseilbahn und als Zahnradbahn. Beide hatten die Höhe des Kahlenbergs zum Ziel. Rechtzeitig zur Weltausstellung war allerdings nur die Seilbahn fertig, die im Mai 1873 den Betrieb aufnahm. Ihren Ausgangspunkt hatte sie bei der „Donauwarte" (etwa auf halbem Weg zwischen Kahlenbergerdorf und Klosterneuburg-Weidling). 

Die Strecke verlief schnurgerade 760 m weit zum Sattel zwischen Kahlenberg und Leopoldsberg; sie überwand dabei einen Höhenunterschied von 235 m. Fachleute bezeichnen solch eine Anlage als Standseilbahn, weil die von einem Seil gezogenen Wagen auf richtigen Eisenbahnschienen stehen, die ihr Gewicht tragen. In der Regel sind zwei Wagen an je einem Ende des Seiles angehängt, so dass der eine Wagen in der Talstation eintrifft, wenn der andere die Bergstation erreicht.
Die Fotos, Bilder und Pläne dieser Bahn überraschen durch die Großzügigkeit dieser Anlage, die von richtigem Unternehmergeist zeugt. Schon die beiden zweigeschossigen Wagen für 100 Personen machen einen gewaltigen Eindruck. Im Oberstock waren 40 Plätze 3. Klasse untergebracht, unten 24 Plätze 1. Klasse und 36 Sitze 2. Klasse.

Durch die zwei breiten Eingangstore der Talstation gelangten die Fahrgäste in eine geräumige Kassenhalle und weiter über eine prächtige Treppe in den ersten Stock (Warteraum und Restaurant). Vom Warteraum führte ein Gang auf den Mittelperron, wo abwechselnd links oder rechts ein Wagen hielt. Außerdem lagen außerhalb der Gleiszone zwei separate Perrons für die vom Berg kommenden Passagiere, die über eine Freitreppe zur Straße gelangten.

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Die Bergstation war ähnlich angelegt. Dort befanden sich auch das Maschinen-und das Kesselhaus. Der hohe Fabriksschlot war zwar keine Zierde, aber damals stand nur die Dampfkraft für solche Zwecke zur Verfügung.
Zum Transport des Baumaterials auf den Berg errichtete die Gesellschaft eine mittels Lokomobil angetriebene Material-Standseilbahn.
Außer den beiden Personenwagen verfügte die Bahn noch über zwei Tenderwagen zum Transport von Kohle und Wasser für die Dampfmaschine und für sonstiges Material. Beide standen in der Regel auf den Gleisenden der Talstation und wurden bei Bedarf an die Personenwagen gekuppelt. Außer dem Zugseil hingen die Wagen auch an einem gleichstarken Fangseil, das in der Bergstation über eine Seilscheibe lief, die gebremst werden konnte. 

Diese solide Anlage, die eigentlich ihrer Zeit weit voraus war, war aber nur drei Jahre lang in Betrieb. Ihr jähes Ende war nicht in technischen Mängeln begründet, sondern durch eine kommerzielle Überlegung ausgelöst worden. Die meisten Fahrgäste waren ausländische Besucher der Weltausstellung, während man kaum Wiener, denen noch der Schrecken des Börsenkrachs in allen Gliedern saß, zu den Besuchern zählte. Aber auch die mangelhafte Verbindung zwischen Wien und dem Kahlenbergerdorf spielte eine wesentliche Rolle. Wohl hatten die erst drei Jahre vorher eröffnete Franz-Josefs-Bahn die Haltestelle „Leopoldsberg“ und die Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft einen Anlegeplatz errichtet, aber diese Maßnahmen reichten nicht aus. Eine Stellwagen- oder Tramwayverbindung zur Stadt hätte sicher zu einer besseren Auslastung geführt.
Mit der 1874 eröffneten Zahnradbahn gab es nun zwei Bergbahnen, die alles versuchten, um sich gegenseitig die Passagiere abzujagen. Die schwere wirtschaftliche Depression nach dem großen Börsenkrach führte dazu, dass der Drahtseilbahn das Betriebskapital ausging. 1875 musste sie zustimmen, dass sie um einen Pappenstil von der Kahlenberg AG aufgekauft wurde. Diese war froh, die lästige Konkurrenz losgeworden zu sein und legte die Drahtseilbahn nach kurzer Zeit still, die gesamte Anlage wurde abgebrochen. Die Ziegel des Maschinenhauses verwendete man für den Bau der Stefaniewarte. Die Dampfmaschine wurde verkauft, Waggons, Schienen und Seile wurden verschrottet.

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